von Leana Isabel Koslowski.
Lana betrat die Bar, ihre Tasche lässig über die Schulter geworfen, sie stellte sich an den Tresen um sich ein Getränk zu bestellen. Sie wollte gerade ihren Ausweis aus der Tasche holen, doch bemerkte dabei, dass Sie ihn zu Hause hat liegen lassen und griff somit nur in die Leere ihrer Tasche.
„Verdammt“, dachte sie sich und suchte sich Hilfe suchend in der Bar um. Gerade als sie den Barkeeper ansprechen wollte, bemerkte Sie, wie ein Mädchen neben ihr freundlich sagte: „Keine Sorge ich kann das für dich übernehmen.“ Sie bestellte ein Getränk für Lana.
Als Lana sich bei ihr bedanken wollte und ihr in die Augen schaute, durchzuckte sie ein seltsames Gefühl. Sie kannte dieses Gesicht, obwohl sie es seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
„Mira?“, fragte sie zögernd. Das Mädchen lächelte, ebenfalls überrascht.
„Lana? Wie lange ist das her! "
Die beiden Mädchen hatten sich Jahre zuvor ziemlich nahegestanden. Sie waren unzertrennlich gewesen, fast so wie Schwestern. Kein Tag verging ohne den anderen, bis Mira eines Tages plötzlich ohne Vorwarnung in eine andere Stadt zog. Der Kontakt war abgebrochen und Lana hatte nie wirklich verstanden, warum.
Jetzt standen sie sich gegenüber, in einer lauten, überfüllten Bar, so unverhofft und es fühlte sich an, als wären sie plötzlich wieder zurück in die Vergangenheit versetzt worden, wo noch alles in Ordnung war.
Die beiden Mädchen unterhielten sich eine Weile und bald war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Sie erinnerten sich an die alten Zeiten, lachten über gemeinsame Erlebnisse und sprachen über die Entwicklung in ihrem Leben seit damals. Mira war nach einigen Jahren in einer anderen Stadt wieder zurückgekehrt und wollte sich wieder einleben. Lana war froh, ihre alte Freundin wiederzutreffen, und die beiden verabredeten sich schon bald darauf, um sich wieder öfter zu sehen. Es schien so, als wollten sie die verlorene Zeit nachholen. Doch unterschwellig machten sich die ersten Spannungen bemerkbar.
Mira lernte Lanas neue Freunde kennen. Lana hatte in Miras Abwesenheit einen
engen Freundeskreis aufgebaut, Menschen, die ihr durch schwierige Zeiten geholfen hatten. Doch Mira schien mehr Interesse an diesen neuen Freunden zu haben, als es Lana lieb war. Zu Anfang bemerkte Lana nur kleine Dinge, ihr fiel auf, dass Mira plötzlich Treffen organisierte ohne sie oder sprach über Lanas Freunde, als wären es ihre eigenen.
Umso mehr Zeit verging, desto klarer wurde Lana, dass Mira ihre Freundschaft ausnutzte. Sie wollte Lanas Freundeskreis für sich allein haben. Es wurden immer mehr Situationen, in denen sich Lana ausgeschlossen fühlte. Freunde, mit denen sie einmal unzertrennlich war, begannen, sich mehr auf Mira zu konzentrieren und ließen Lana außen vor. Es schien, als würde Mira alles dafür tun, um in den Mittelpunkt zu rutschen.
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Als Lana einige Tage später allein zu Hause auf dem Sofa saß und durch die Sozialen Medien scrollte, fiel ihr ein Bild ins Auge, welches ihr Herz zusammenzog. Ihre Freunde waren gemeinsam Essen gegangen und zu allem Überfluss saß Mira in der Mitte. Niemand hatte Lana informiert oder eingeladen. Lana war verletzt und fühlte sich von ihren eigenen Freunden hintergangen. Es reichte Lana, Sie konnte es nicht fassen was gerade passiert war.
Lana rief Mira direkt an. Sie wollte Antworten. Doch Mira spielte die Situation runter und meinte, dass Lang übertreibe. „Ach Lana, du hättest doch sowieso nicht kommen können, deswegen habe ich dich gar nicht erst gefragt, ich dachte ich springe einfach für dich ein. Es ist auch wirklich nichts Besonderes, das kannst du mir glauben.“ Lana hörte wie ihre Freunde im Hintergrund lachten und legte auf. Lana kochte vor Wut. Wie konnten ihre einstige beste Freundin so
selbstsüchtig sein? Wie konnte sie es wagen, sich in ihr Leben zu drängen und sie so zu hintergehen?
Kurz darauf wurde Lana plötzlich aus allen gemeinsamen Gruppen mit ihren Freunden entfernt. Lana war verwirrt, sie wusste nicht was los war. Dann schrieb eine Freundin aus ihrer Freundesgruppe sie an und meinte zu Lana was für ein schlimmer Mensch sie sei und dass sie sich künftig aus ihrem Leben raushalten solle. Jetzt war Lana noch verwirrter. Sie würde doch nie etwas tun was ihren Freunden schaden würde. Lana wollte genaueres wissen und hakte nach, dabei kam raus, dass Mira bei dem gemeinsamen Essen schlecht über Lang geredet hat und sich Sachen ausgedacht hat, die Lana angeblich gesagt haben soll, nur um besser dazustehen. Und natürlich glaubten Lanas Freunde Mira. Alles was Lana sagte war ihnen egal, sie glaubten fest daran. Lana wollte Mira zur Rede stellen, doch sie stritt alles ab. Es dauerte nicht lange bis der Streit eskalierte. Bei einem Treffen im Café konfrontierte Lana Mira nochmal direkt. „Warum tust du das? Du weißt genau, dass diese Freunde mir wichtig sind. Aber du verdrehst Dinge, und manipulierst die Situation, als würde ich nicht existieren."
Mira wirkte gelangweilt und zuckte nur mit den Schultern. „Du übertreibst mal wieder Lana. Es ist doch nur Freundschaft. Niemand gehört dir allein und sie mögen mich anscheinend lieber als dich, weil sie mir glauben und nicht dir.“ Lanas Gefühl von Verrat saß tief. Sie erkannte, dass Mira nie wirklich an der Freundschaft mit ihr interessiert gewesen war, sondern nur an dem, was sie daraus gewinnen konnte.
Die Freundschaft zerbrach ein zweites Mal. Lana fühlte sich betrogen, nicht nur von Mira, sondern auch von den Menschen, die sie für wahre Freunde gehalten hatte. Es war Funkstille zwischen ihnen und sie gingen sich gegenseitig aus dem Weg.
Lana spürte, wie ihr Herz schwer wurde, als sie Mira unverhofft auf der anderen Straßenseite erblickte. Es war, als hätte die Zeit die Wunden der vergangenen Monate noch tiefer gemacht, anstatt sie zu heilen.
Der Schmerz, den Sie durch den Verrat ihrer einst besten Freundin empfunden hatte, war zum täglichen Begleiter geworden, der Sie jeden Tag an das erinnerte, was sie verloren hatte. Sie hatte sich so oft gefragt, ob sie je über diesen tiefen Schmerz hinwegkommen würde, aber jetzt, wo Mira vor ihr stand, fühlte sie nur eine bedrängende Leere.
Mira hatte sich nicht wirklich verändert. Sie sah immer noch aus wie die selbstbewusste Person, die Lana einmal bewundert hatte. Doch jetzt, nach allem, was passiert war, wirkte dieses Selbstbewusstsein auf Lana eher wie eine Maske, hinter der sich Mira verbarg, unfähig, ihre eigenen Fehler einzugestehen. Mira fühlte sich für Lana nun an wie eine Fremde. Sie fragte sich, wie sie so blind gewesen war, all die Anzeichen zu übersehen. Jede Lüge, jedes falsche Lächeln,
das Mira ihr entgegengebracht hatte, war jetzt so offensichtlich.
Die Art wie Mira sie jetzt ansah, als wäre nichts geschehen, ließ eine Welle von Enttäuschung in Lana aufsteigen. Zögernd ging Mira auf sie zu. Ihre Körperhaltung war fast lustlos, als ob sie immer noch nicht verstand, wie tief der Spalt zwischen ihnen wirklich war. Lana stand regungslos da, ihre Gedanken rasten. Sie hatte sich so oft vorgestellt, was Sie sagen würde, wenn sie Mira wiedersehen würde, aber nun, wo sie direkt vor ihr stand, fühlte sich alles falsch an.
„Lana“, sagte Mira schließlich, ihre Stimme ist ruhig. „Es ist so lange her. Ich wollte mit dir reden, um die geschehene Sache hinter uns zu lassen.“
Lana war überrascht von Miras Tonfall. Die Sache hinter sich lassen? Wie konnte sie denn immer noch so tun, als wäre es eine Kleinigkeit, als wäre der Verrat, den Lana durchleben musste, etwas das man einfach so abhaken kann? Der ganze Schmerz der sich mit der Zeit angestaut hatte, löst sich nicht einfach
mit ein paar Worten auf. „Hinter uns lassen?", wiederholte Lana, ihre Stimme bebte vor unterdrückter Wut. „Mira, du hast alles zerstört. Du hast mich benutzt, mich belogen und jetzt denkst du, wir könnten einfach so tun, als wäre nichts gewesen?"
Mira runzelte die Stirn. „Ich habe nie beabsichtigt, dich zu verletzen Lana, du übertreibst das vielleicht schon wieder ein bisschen. Es war doch gar nicht so schlimm."
Lanas Herz zerbrach bei diesen Worten. Wie konnte Mira nicht verstehen, was sie getan hatte? Wie konnte Sie das alles einfach so herunterspielen? Die Entschuldigung auf die sie gehofft hatte, verschwand aus ihrem Kopf. Denn es war klar, dass Mira immer noch nicht sah, wie tief ihr Verrat wirklich ging.
„Nicht so schlimm?", flüsterte Lana mit gebrochener Stimme. „Für dich mag es vielleicht nicht so schlimm gewesen sein, aber denk doch mal an mich und versetze dich in meine Lage. Ich habe dir vertraut Mira, es ist so, als ob du nie verstanden hast, was wahre Freundschaft bedeutet."
Mira seufzte als ob sie das Gespräch langweilen würde. „Lana, du machst alles viel komplizierter, als es eigentlich sein muss. Menschen machen Fehler, sei nicht so nachtragend. "
Aus Traurigkeit wurde bei Lana Wut. Sie hatte noch einen kleinen Funken Hoffnung auf Einsicht von Mira, doch stattdessen stand sie hier und versuchte, die Schuld umzudrehen. In diesem Moment wurde Lana klar, dass es keinen Sinn mehr hatte.
Ohne ein weiteres Wort drehte Lana sich um und ging. Mira hingegen blieb stehen, als ob sie nicht verstand, warum Lana so reagierte. Und genau war das Problem. Mira hatte nie wirklich verstanden. Lana ging weiter, sie war so sauer auf Mira, aber im Inneren wusste sie, dass sie endlich einen Schlussstrich gezogen hatte. Sie hatte Stärke gezeigt. Sie konnte nun mit der Gewissheit weitergehen, dass sie besser dran war, ohne jemanden, der sie so tief
verletzt hat.
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