von Ben Potratz.
Ich bin ein ganz normaler Schüler auf einem Gymnasium mit einer glücklichen Familie und einer tollen Freundesgruppe. Doch als ich mich entscheide mit Volleyball anzufangen, soll sich alles ändern.
Ich war immer ein durchschnittlicher Schüler mit durchschnittlichen Noten, durchschnittlich im Fußball…der normalste Sport überhaupt. Aber als mein bester Freund sich entscheidet, mit Volleyball anzufangen, entscheide ich mich eines Tages, mit ihm zum Training zu kommen und finde sehr viel Spaß daran.
Ich merke schnell, dass ich gar nicht mal so schlecht in dem Sport bin und werde sehr schnell besser darin. Irgendwann bin ich so gut, dass ich es in die Nationalmannschaft schaffe.
Jedoch bringt das auch einige Probleme mit sich. Der Trainer der Natio erwartet von allen Sportlern, dass sie auf ein Internat kommen. Als ich das höre, merke ich, wie mein Blut gefriert.
Ich sitze still da, vor dem Trainer und seinem Co-Trainer in einem Raum, alleine.
„Könntest du dir vorstellen auf einen Bundesstützpunkt in Frankfurt, Berlin oder Bayern zu wechseln?“
Natürlich will ich den Trainer nicht enttäuschen und antworte nach kurzem Zögern: „Ja, klar!“
Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf mein Leben haben wird. Ich war noch nicht bereit, diese Entscheidung zu treffen, denn einerseits hatte ich die Chance, meinen Volleyball Traum zu leben, aber andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, mein ganzes Leben für diese Chance zu ändern. Allerdings ist das auch nicht mehr wichtig, da ich meine Antwort schon ausgesprochen habe.
Und auf einmal bin ich hier. Ein völlig anderes Umfeld, ohne meine Freunde, ohne meine Eltern und weit weg von Zuhause. Was ist, wenn meine Freunde mich ersetzen? Was, wenn ich den Kontakt mit ihnen verliere? Meine größte Sorge ist es eigentlich, von meiner alten Freundesgruppe ausgeschlossen zu werden und in meinem neuen Umfeld keine neuen zu finden.
Die erste Woche geht los und alles scheint genau so zu kommen, wie ich es befürchtet habe. Eigentlich habe ich mich abends mit meinen alten Freunden online verabredet, um mit ihnen zu reden, jedoch habe ich nicht bedacht, dass ich Abends so lange Training habe.
Als ich also nach dem Training nach Hause komme, falle ich tot ins Bett und schlafe ein, ohne mich bei meinen Freunden zu melden. Ich bin so fertig, dass ich gar nicht mehr an sie denken kann.
In der Schule verstehe ich mich immer besser mit einem Typen aus meiner Mannschaft, der auch in meiner Klasse ist.
An dem Abend danach merke ich erst, dass ich meine Freunde versetzt habe, also schreibe ich sie an, um mich zu entschuldigen und um zu fragen, ob wir es heute nachholen wollen. Doch keiner antwortet.
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Nach zwei Tagen hat immer noch keiner die Nachricht gesehen und ich beginne mir immer mehr Sorgen zu machen. Was, wenn sie mich ersetzt haben?
Je mehr Tage vergehen, desto mehr glaube ich, dass sie mich einfach vergessen haben. Bei jeder Nachricht von meinem Handy, die nicht von meinen Freunden kommt, verliere ich etwas mehr Hoffnung.
Zwei Wochen sind vergangen, als ich ein hoffnungsvolles Summen von meinem Handy höre. Tatsächlich ist es eine Nachricht von ihnen: „Sorry Mann, wie du ja weißt, hatten wir Ferien und da wo wir Urlaub gemacht haben, gab es überhaupt kein Netz.“
Erst da ist mir aufgefallen, wie wenig ich überhaupt nachgedacht habe, denn eigentlich haben wir diese Ferien zusammen geplant. Wäre ich nicht auf das Internat gezogen, wäre ich sogar mitgekommen.
Stattdessen habe ich sie direkt unterbewusst beschuldigt und bin vom Schlimmsten ausgegangen. Dabei war ich derjenige, der neue Freunde gefunden und seine alten Freunde vergessen hat.
In den Weihnachtsferien, also ein halbes Jahr später, schaffen wir es endlich, uns alle wiederzusehen und da wird mir klar, dass ich mir am Anfang viel zu viele Sorgen gemacht habe. Denn obwohl unser letztes Treffen ein halbes Jahr her ist, fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen. Weil auch wenn wir uns früher jeden Tag gesehen haben, ist es jetzt umso besonderer.
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