· 

Zwischen den Zeilen

von Jasmin Becker. 


Sora:

Ich schreibe, obwohl ich weiß, dass ich es nicht darf. Es würde mich das Bisschen, was ich habe, kosten. Die Stiftspitze kratzte über das gelbliche Papier meines Notizbuches. Das einzige Geräusch im kalten Zimmer.  Das Zimmer war nicht meins, nichts war meins. Es war das alte Arbeitszimmer meines Vaters, als er noch hier war. Alles war unberührt, seine Bücher, seine Jacke, seine Kamera, alles war wie vor seinem Tod. Meine Finger umklammerten den kalten Metallstift - seinen Stift. Tränen schossen mir in die Augen, meine Hände zitterten, aber nicht vor Kälte. An die habe ich mich schon längst gewöhnt, sondern eher vor Angst, dass jemand lesen könnte, was wirklich in mir ist. ,,Mein Vater war kein Feigling. Es war kein Selbstmord.“ Ich schreibe die Wörter hin und starrte sie an, bis sie sich auflösten. Wie sein Gesicht. Wie seine Stimme. Wie alles, was sie mir nahmen, ohne es mir je zurückzugeben.

 

Mein Name ist Sora. Aber der Name gehört nicht mir - nicht mehr. Der Name steht in Listen, in Akten, in irgendwelchen Datenbanken zwischen Zahlen und Verdächtigen. Der Name…mein Name…in mir klingt er anderes. Ein Versprechen. Ein Widerspruch.

Sie haben uns beigebracht, zu schweigen. Die Meinungsfreiheit, die im Lande bestand - fort. Sie nennen es Meinungsfreiheit, ein Wort, das mehr Angst als Hoffnung auslöst. Statt Hoffnung ist es voller Hass. Ein Spottlied, das wir uns jeden Tag anhören müssen.

 

Ich klappe mein Notizbuch zu, presse es an meine Brust, als könnte es die Leere in meinem Körper füllen. Ich bin müde. Von der Fassade. Vom ständigen ,,Alles okay? - Klar, alles okay.“ Ich habe vergessen wie es ist, ohne Maske zu atmen. Wie sollte ich auch? Die Welt ist wie gefüllt mit tödlichen Gasen.

 

Vor vier Jahren hatte mein Vater einmal gesagt, die Wahrheit sei wie ein Messer. Ich schätze er hat sich daran geschnitten, als er versuchte, sie zu enthüllen. Ich werde es nie richtig erfahren, auch wenn ich eine Tendenz habe. Die Regierung sagte, er konnte seinen Job als Journalist nicht mehr ertragen, er sah wohl zu viel. Ein ,,tragischer Fehler“. So nennt die Regierung es immer, wenn jemand zu laut denkt. Zu laut schreibt. Sie mögen es nicht, wenn man so etwas tut. Wenn man irgendwas tut.

Aber ich bin Sora. Und ich schreibe. Weil in den Seiten steht, was ich nicht ausleben darf, da draußen. Und weil ich noch nicht bereit bin, ihn loszulassen. Sein Werk ist noch nicht vollkommen. Ich stehe auf und verlasse sein Arbeitszimmer. Ich muss raus - raus in die Welt ohne Hoffnung.

 

Elyas:

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich verschwinden könnte. Nicht sterben - nur…nicht mehr gesehen werden. Kein Name in Datenbanken. Kein Code auf meiner Uniform. Kein ,,Elyas, Sektor D, Überwachungseinheit 3“. Nur ein Schatten unter anderen. Ein Gesicht, das keine Fragen stellt. Aber das bin ich nicht. Ich stelle Fragen. Immer. Und genau das hat mich hierhergebracht. In die Regierung. Ich weiß noch ganz genau, als sie meinen älteren Bruder vor fünf Jahren abgeführt haben. Ich sehe es jeden Abend vor meinen Augen. Ich weiß noch ganz genau, wie er aussah, als sie ihm die Handschellen anlegten. Nicht wütend. Nicht ängstlich. Nur stumm. Als hätte er immer gewusst, dass er so enden wird, dass sie ihn finden werden. Er hat immer gesagt: „Worte sind gefährlicher als Waffen, Elyas. Aber auch heilender. Und befreiender.“ Ich habe nie verstanden, was er damit meinte, ob er heimlich verrückt geworden ist. Ich war damals ja auch erst 15 Jahre alt gewesen. Am Ende war es offiziell Suizid. Offiziell war ich aber auch nicht dabei. Sie haben seinen Namen aus allen Datenbanken entfernt, als hätte er nie existiert. Ich hätte mich für ihn einsetzen können. Aber stattdessen habe ich genickt, geschwiegen - und mich freiwillig gemeldet. Um Menschen wie meinen Bruder zu jagen. Weil ich ein brennendes Haus nicht komplett von außen löschen kann.

 

Tief in meinen Gedanken, biege ich in den Stadtpark ein. Die Straßen sind noch feucht vom Nebel, die Laternen werfen milchige Kreise auf den Asphalt. Ich ziehe die Kapuze tiefer in mein Gesicht. Nicht weil ich mich verstecken will. Sondern weil ich niemanden anschauen kann, ohne Angst zu haben, dass sie mich sehen, wirklich sehen. Meine Regierungsuniform habe ich nicht an, aber die Uniform der Schuld schon. Die Schuld haftet an allen Ecken meines Körpers. Ich laufe durch den blassen Part des Parks. Meine Augen treffen ein Mädchen. Sie sitzt auf dem nassen Grasboden unter einem kahlen Baum. Sie trägt eine dunkle Jacke, die viel zu groß für sie ist, die Kapuze mindestens genau so weit in ihr Gesicht gezogen wie meine. Ein kleines abgekommenes Notizbuch in ihrem Schoß. Ich schaue sie an, ohne Misstrauen, nur überrascht. Ihre hellen Augen halten meinem Blick stand. Hell aber nicht glänzend. Wie kaltes angebrochenes Glas. So wach aber kaputt. Sie klappt ihr Notizbuch zu und mustert mich ,,Kann ich dir helfen?“ Ihre leise Stimme wärmt mein kaltes Herz.

 

Sora:

„Du musst nicht so starren,“ sage ich leise. Ich bin nicht sauer, meine Stimme zittert auch nicht so wie meine Hände. „Tut mir leid, ich sehe nicht viele Menschen hier“, sagt er. Ich stöhnte gereizt. „Wer will auch hier draußen sein? In dieser Welt. Die Regierung ist überall.“

Plötzlich sitzt er neben mir. 

„Schreibst du?“ Es kommt mir vor, als hätte er nur auf eine Konversation gewartet.

„Ja, ich schreibe alles, was ich nicht sagen darf, was ich nicht ausleben darf. Was ich bin. Wer ich bin.“ Sein Blick fällt auf mein abgekommenes Notizbuch. Das alte Leder war schon an vielen Ecken brüchig, die Ecken und Kanten sind umgeknickt und haben eine gelbliche Farbe angenommen. Mein Daumen fährt über die Initialen meines Vaters, die in die Ecke eingebrannt sind.

„Ich bin Elyas“ flüstert er leise, fast wie ein Geheimnis.

Unsere Augen starren ineinander. Der Nebel, der uns umhüllt, schneit auf einmal nicht mehr so erstickend und kalt wie zuvor. Ich stehe auf, mein Notizbuch fest an die Brust gedrückt.

„Ich muss los.“ Er steht auf und geht einen kleinen Schritt auf mich zu.

„Lese mir bitte etwas vor.“ Seine fast schon verzweifelte Stimme steckt in meinem Kopf fest. „Ich glaube ich werde verrückt, wenn ich nicht etwas…Echtes lese. Etwas, das nicht von der Regierung kommt.“

  

Elyas:

Mein Hals ist wie zugeschnürt, als ich in ihren hübschen hellen Augen blickte.

„Hast du viel mit der Regierung zu tun?“, fragt sie. Ihre Stimme war so leise, so voller unschuldiger Neugier.

Sie verdient es nicht, dass ich sie anlüge.

„Nur wenn ich muss.“ Ich zwinge mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. „Darf ich lesen, was du schreibst?“, frage ich erneut. Ich weiß: In ihrem Notizbuch sind nicht nur Wörter, Gedanken oder Gefühle. Sondern die Wahrheit. Sie wendet den Blick von mir ab. Wieder ein kleines fast nicht merkbares Kopfschütteln. „Nicht alles. Nur einen Satz. Einen der nur ein wenig von dir verrät.“

„Ich kann nicht“, flüstert sie leise und steht auf. Ihre Fußschritte gehörlos gegen den nassen Boden.

„Die Welt will dich hören!“, rufe ich ihr hinterher.

Unser Gespräch war noch nicht beendet.

 

Sora:

Ich hatte nicht geplant, in dieser Weise zu schreiben. In der gleichen Weise wie mein Vater. Nicht seit sie unser kleines Haus nach seinem Tod durchsucht haben. Nicht mehr, seit sie uns alle Notizbücher und Dokumente weggenommen haben, als wären es Bomben. Vielleicht waren sie es auch. Vielleicht haben Wörter eine Sprengkraft. Eine leise unsichtbare Explosion, die sich durch unsere Gedanken frisst und nur Angst hinterlässt. Ich schreibe nachts, in halben Sätzen. Keine Namen. Keine Orte. Nur Gefühle. Ich lade es hoch in einem geheimen Netzwerk, das mein Vater mir vor mehreren Jahren gezeigt hat. Verschlüsselt. Anonym. Tief genug im Netz, damit nur die zuhören die auch zuhören wollen.

Mein Online-Name ist Aschekind. Ich bin mir nicht sicher, wie ich auf den Namen gekommen bin aber wahrscheinlich. weil, von allem was übrig geblieben ist, ich nur noch Asche besitze. Vielleicht auch, weil ich hoffe, aus Asche kann noch was wachsen.

Ich poste die Geschichte über meinen Vater. Dass ich denke, die Schuld liegt bei der Regierung. Die Reaktionen sind leise. Ich starre auf die Antworten und mir wird bewusst, dass ich jetzt das Mädchen bin, nach dem sie bald suchen werden.

 

Elyas:

Es ist früh am Morgen, als die Meldung kommt. Wortlos legt mir mein Chef das Dossier auf die Tastatur. Ich erkenne den Ernst der Situation sofort. Er redet leiser als nötig.

„Anonyme Texte. Regierungskritisch. Emotional und super intelligent. Gekoppelt mit verschlossenen Übertragungen. Codename: Aschekind.“ Mein Blick fixiert das hellbraune Dossier. „Finde diese Person.“ Die dominante Stimme meines Chefs ringt durch meine Ohren wie ein scharfes Messer.

„Sie lebt in dieser Umgebung. Du warst doch Klassenbester, jemanden suchen, der so ist wie mein Bruder. Ich starrte auf die Unterlagen. „Freiheit ist kein Verbrechen“, steht da, und: „Wenn schweigen schützt, stirbt die Freiheit“. Eine Nachricht sticht mir besonders in die Augen: „Sie nahmen mir meinen Vater, weil er die Wahrheit sprach.“ Die Person schreibt nicht wie jemand der provozieren will, sondern eher wie jemand, der dasselbe erlebt hat wie ich.

 

Ich beginne, Spuren zu suchen. IP- Fragmente, Bewegungsmuster. Nichts Konkretes. Die Person ist gut. Sie ist vorsichtig. Aber irgendwo wir auch sie einen Fehler begangen haben.

Und dann… ein Eintrag in einer alten Überwachungsliste. Stadtpark, Nachtzeit, weiblich, unauffällig, allein, ein Notizbuch. Kein Name, nur ein Zeitstempel. Ich schaue weiter. Eine Kamerasequenz. Unschärfe, Regen, Nebel. Und dann sehe ich sie. Die Kapuze, das braune Leder Notizbuch, diese Augen, die mich anschauten, als hätten sie schon mein Innerstes verstanden, ohne mich zu kennen. Ich wollte unbedingt wissen, wer sie ist. Jetzt weiß ich es. Aschekind. Das Mädchen aus dem Park. Das schlaue Mädchen, das ich nie hätte kennenlernen sollen. Ich muss sie verraten, aber ich weiß nicht, ob ich das kann.

 

Elyas 2 Tage später:

Ich gehe langsamer, seit ich weiß, dass sie es ist. Dass Aschekind nicht nur Worte sind, sondern helle Augen, die mich ohne Urteil anguckten. Eine Stimme, die ruhig ist, obwohl sie hätte schreien können. Ich weiß, was ich tun soll. Es steht schwarz auf weiß im Befehl. Ortung. Annäherung. Festnahme. Trotzdem gehe ich nicht als Beamter durch den Stadtpark. Sonders als Elyas. Der, der Angst hat etwas zu zerstören das nie hätte sein sollen.

Der Platz, wo ich sie das erste Mal sah - leer. Seit zwei Tagen komme ich hierher und warte auf sie. Auf Aschekind. Aber ohne Erfolg. Sie ist nie hier. Der Nebel ist dünner als sonst, die Nacht klarer. Es ist genau die gleiche Uhrzeit wie als ich sie das erstmal traf.

21:42.

21:43.

21:44.

Auf einmal höre ich Schritte. Leise Schritte, die es gewohnt sind, sich leise und unauffällig zu bewegen. Mein Blick trifft ihre Augen. Sie bleibt direkt vor mir stehen, diesmal ein etwas breiteres Lächeln auf ihren Lippen.

„Du schon wieder.“

„Du auch.“

 

Sora:

Ich lache herzlich über irgendwas, das Elyas gerade gesagt hat. Seit mehreren Stunden sind wir schon zusammen. Seit drei Tagen veröffentliche ich nun Texte, kritisch und emotional. Ich habe seit meiner ersten Veröffentlichung schon das Gefühl, dass ich aufpassen müsste. Das ich nicht mehr Sora bin für die Welt, sondern nur noch Aschekind. Aber all meine Angst verfliegt, als ich mit Elyas vor meiner Haustür stehe.

„Möchtest du reinkommen?“ Er grinst.

„Gerne, wenn du mich noch weiter ertragen kannst“ und ein weiters Mal muss ich lachen. Ich schließe die Eingangstür auf und ziehe meine dunkle Jacke aus.

 

Elyas:

Als sie im Badezimmer verschwindet, gehe ich langsam ich in Richtung ihres Arbeitszimmers. Der Schreibtisch ist unaufgeräumt. Bücher liegen offen herum, einzelne Seiten mit handgeschriebenen Sätzen sind an die Wand gepinnt. Es riecht nach Papier, Tinte und altem Staub. Und nach ihr. Ich sage mir, dass ich nichts anfassen darf. Und dann tue ich es doch. Ein Zettel liegt halb unter einer Tasse. Ich ziehe ihn vorsichtig hervor.

„Wenn du dein Schweigen lange genug schützt, vergisst du irgendwann, wie deine Stimme klingt.“

Ich erstarre.

Dann geht die Tür auf.

„Was tust du da?“ Soras Stimme ist ruhig – zu ruhig. Aber ihre Schultern sind steif. Ihre Augen schmal. Und ich weiß sofort, dass ich einen Schritt zu weit gegangen bin.

„Es lag offen. Ich wollte nicht—“

„Aber du hast.“

Sie geht langsam auf mich zu. Nimmt mir den Zettel aus der Hand, faltet ihn präzise. Wie etwas, das brennen könnte, wenn man es falsch berührt. Ihre Augen weiten sich. „Du hast mich verraten.“ Sie stößt die Worte aus, ohne zu schreien. Flüsternd – aber jede Silbe brennt.

 

Sora:

Ich stehe da wie ein Schatten, reglos, als könnte ich seinen Blick treffen wie ein Stein. Tränen tropfen seine Wange hinunter. Ich will nicht wissen, wer er wirklich ist. Oder doch – genau das will ich wissen. Alles. Jetzt.

„Ich habe dich nicht verraten, Sora.“

Seine Stimme ist leise. Zu leise für das, was ich fühlen will. Ich will Zorn. Ich will, dass er leugnet, lügt, zusammenbricht. Aber er bleibt stehen. Er sieht mich an. Und ich hasse ihn dafür.

„Du hast meine Texte gelesen. Bevor ich sie dir gegeben habe. Du hast gewusst, dass sie mich beobachten. Und du hast mich trotzdem reden lassen.“

Ich spüre, wie sich meine Kehle zuschnürt. Aber ich lasse die Tränen nicht zu. Nicht vor ihm. Nicht jetzt.

Elyas senkt den Blick. Nur einen Moment. Dann sagt er:

„Ich habe sie beschützt. Jeden einzelnen. Ich habe dich beschützt. Auch, wenn du das nicht sehen kannst.“

„Indem du mit ihnen redest?“ Ich lache trocken. „Klingt nach einem tollen Schutz.“ Pause. Ein stummes Schlachtfeld zwischen uns. Dann sagt er:

„Wenn ich nicht bei ihnen wäre, wärst du jetzt nicht mehr hier. Dein Name stand schon auf der Liste.“

Stille.

Ich will ihm nicht glauben. Will ihn hassen. Aber etwas in seiner Stimme klingt… müde. Ehrlich. Gebrochen.

„Warum hast du das getan?“ frage ich. Leiser jetzt. Schwächer. Er sieht mich an, ganz ruhig. Und sagt nur:

„Weil du der erste Mensch bist, bei dem ich nicht lügen musste.“

Ich atme. Tief. Schwer. Es ist immer noch alles kaputt. Nichts ist geheilt. Aber vielleicht… ist das hier der Anfang von etwas Neuem. Vielleicht können wir uns so unsere Welt zurückholen.

 

Eine Woche später

Soras Stimme ist kaum hörbar über das Summen der Sicherungstür.

„Bist du sicher, dass dein Code noch funktioniert?“

Elyas tippt, zögert, drückt dann ENTER. Grünes Licht. Tür entriegelt.

„Nur, wenn sie mich noch für einen von ihnen halten.“

Sie stehen vor dem Terminal. Alles läuft. Daten flackern über die Monitore, Codes entsperren Archive, geheime Aufnahmen laden hoch ins Netz.

„Das ist es. Das ist alles.“ Soras Stimme zittert nicht. Ihre Finger gleiten über die Tastatur, während Elyas die Tür absichert.

„Du weißt, dass sie uns jagen werden.“

„Dann sollen sie rennen.“

Sie klickt. SENDEN.

In diesem Moment beginnt es. Nicht mit einer Explosion, sondern mit einem Ton. Ein Piepen. Dann zwei. Dann hundert. Überall in der Stadt beginnen Bildschirme zu flackern. Handys. Haltestellen. Fassaden. Die Wahrheit wird nicht mehr geflüstert. Sie sie wird herausgeschrieen. Videos. Befehle. Beweise. Namen. Zahlen. Gesichter.

Alles.

Sora dreht sich langsam zu Elyas. Ihre Augen glänzen.

„Wir haben es geschafft.“ Er nickt. Zieht sie kurz an sich. Nicht nur romantisch – sondern, als würde er auch prüfen, ob sie wirklich da ist. Und dann – Dunkelheit. Stromausfall. Kein Licht mehr. Kein Ton. Nur ihr Atem.

„Was war das?“

Eine Sekunde später: grelles Notlicht. Schritte. Schnelle, schwere Schritte. Elyas greift nach seiner Karte. „Wir müssen raus. Jetzt.“

Sie rennen. Durch Gänge, die sich plötzlich endlos anfühlen. Alarmsirenen springen an, aber niemand weiß, auf wen geschossen werden soll. Die Stadt draußen tobt längst. Sie schaffen es. Raus. Aufs Dach. Der Himmel ist grau. Erste Drohnen kreisen. Und dann – über ihnen auf dem Projektschirm der Stadt.

„Ich bin Aschekind. Und ich bin nicht allein." Sora lächelt.

Elyas flüstert: „Und jetzt?“

Sora antwortet nicht. Sie zieht eine kleine Fernbedienung aus der Jacke. Drückt.

Ein Sender in der Regierungszentrale explodiert – kein Blut, keine Toten – nur Codes. Nur Systeme. Nur Macht, die endlich bricht.

SCHWARZ.

Sie hatten nur Worte. Und sie waren genug.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0