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Mut - das Gegenteil von Feigheit

Charlotte Junge

Die Siegertexte aus der Schreibwerkstatt  mit dem Thema "MUT" an der Stadtteilschule Lurup im Februar 2020.

Prämierte Geschichten aus der Gruppe „Journalistisches Schreiben“.


In unserem Interview mit Lutz H., erzählt er uns über sein Leben und seine Meinung über das Wort „Mut“. Er ist ein offener und freundlicher, 60-jähriger Mann, welcher uns all seine Lebenserfahrung bereitwillig erklärt. Zu unserem Treffen in der Schule ist er modern angezogen und höflich. Lutz H. ist ein gut gekleideter, mittelgroßer Mann, der einen dunkelgrauen Anzug mit einem weißen Hemd trägt. Seine Haarfarbe ist gräulich schwarz. Er beschreibt sich selber als „kräftig seit meinen jungen Jahren “. Lutz H.s Mimik und Gestik verrät uns, dass er ein sehr offener, freundlicher und gebildeter Mensch ist. Trotz seiner 60 Jahre, ist er sehr aktiv und welterfahren. Leider musste er in den letzten Jahren viele Niederschläge erleiden. Vor sieben Jahren, als seine beiden Kinder noch zur Schule gingen, verstarb seine Ehefrau. Beide Kinder folgen beruflich ihrem Vater und haben den Bachelor und machen vielleicht noch den Master, bei dem er sie mit voller Kraft unterstützt. 

 

Des Weiteren hat er einen besten Freund aus der Schulzeit, welcher leider vor drei Jahren verstorben ist. Daraus lässt sich herleiten, dass er ein sehr liebevoller und Familien geleiteter Mensch ist und sehr gerne Zeit mit anderen verbringt. Auf die Frage „Sind Sie religiös?“ antwortete Herr H. „Ja, ich bin evangelisch und gehe sehr gerne in die Kirche.“ Bei genauerer Nachfrage verrät er uns, dass ihm der Pastor seiner Kirche sehr gut gefällt und ihn jedes Mal aufs Neue verwundert und prägt. Unsere nächsten Fragen behandeln das Thema Beruf. Nach der Schule entschließt er sich Betriebswissenschaften (BWL) zu studieren. Als er dieses Studium beendet, wird er bei BMW angestellt und arbeitet dort für ein paar Jahre, bevor er sich dazu entschließt mit zwei weiteren Kollegen eine Software zu entwickeln und selbstständig zu werden. Meiner Meinung nach, ist das auch schon mutig, denn falls seine Idee nicht so innovativ ist wie er denkt, würde er die Firma verkaufen werden müssen, wodurch er unter immensem Druck stehen würde. Jedoch musste er seine Anteile verkaufen, als seine Ehefrau erkrankte und gepflegt werden musste. Dies allein schon zeigt, wie sehr er seine Familie liebt und wieviel er für seine Frau aufgibt, da er sie liebt. Auch das bedeutet mutig zu sein, denn er könnte viel Geld verlieren oder die Firmenanteile nicht zu einem angemessenen Preis verkaufen, alles Gründe um in die Insolvenz zu geraten.

 

Jedoch, wie ein berühmtes Sprichwort besagt, „Liebe kann alle Sorgen vergessen“. Jetzt, im erhöhten Alter ist er natürlich Rentner. Aber diese Tatsache hält ihn nicht davon ab „Kindern die höchst mögliche Bildung zu ermöglichen.“ Deswegen arbeitet er ehrenamtlich an zwei Projekten. Sein erstes Projekt heißt „Live Music now“, diese Organisation veranstaltet Konzerte für unteranderem behinderte Menschen oder Obdachlose. Die zweite Organisation ist „Die Johanniter“. Sie veranstalten Camps für behinderte und benachteiligte Jugendliche. Nachdem wir Lutz H. ein wenig kennen gelernt haben, beginnen wir ihn zu, unserem Literatur Projekt Thema „Mut- wann waren sie mal mutig“, zu befragen. Wir beginnen mit der Frage „Was ist für Sie Mut?“ Herr Hetzler muss nicht lange überlegen und sagt „Für mich ist Mut das Gegenteil von Feigheit und die Überwindung von Ängsten.“ Unsere nächste Frage ist „Waren sie schon mal in der Situation wo ihr Mut gefragt war?“ Als Antwort erzählt er uns die Geschichte, die ihm im Gedächtnis geblieben ist. In dieser ist er, mit seiner Ehefrau, von einem Treffen mit Freunden, auf dem Rückweg nach Hause. Doch sie bemerken einen Streit zwischen einem Mann und einer Frau auf der Straße. Herr H. muss in unserem Interview jedoch zugeben „Er wäre einfach weitergelaufen“, allerdings wollte seine Ehefrau auf jeden Fall mal nachfragen bevor die beiden sich noch „Die Köpfe einschlagen“. Er verrät uns, dass er Angst hat, als er ihnen entgegenläuft, doch seine Frau war überhaupt nicht ängstlich, sie war in seinen Augen „mutig“. Als die beiden vor dem Paar standen fragt seine Ehefrau, ob denn alles in Ordnung sei. Beide bestätigen, dass alles gut sei und dass sie sich nichts antuen werden. Herr H. sagt, dass diese Situation von seiner Frau mutig war doch er selber war nicht mutig. Wenn seine Frau nicht dagewesen wäre, wäre er einfach weiter gegangen. Dies würde er als Ereignis für das Fehlen von Mut ansehen, da er auch von sich aus einschreiten hätte können, aber es nicht tat. Als wir diese Geschichte gehört haben, mussten wir gleich fragen, ob er es weiterempfehlen kann mutig zu sein. Darauf antwortet er, dass man tendenziell mutig sein sollte in gefährlichen Situationen, aber man sollte niemals sein Leben oder seine Gesundheit in Gefahr bringen. 

 

„Wie würden Sie reagieren, wenn ein Mann eine Frau auf der offenen Straße bedrängt und sie anfasst?“ Herr H. muss darauf einen Moment nachdenken und sagt dann, dass er als erstes die Polizei rufen würde und im nächsten Schritt versuchen würde den Mann von der Frau abzuhalten. Außerdem erzählt er uns von seinem Nebenjob in seiner Unizeit. Damals fuhr er Taxi und bekam beigebracht, dass wenn ihn jemand bedroht und ihm das Geld abnehmen möchte, er der Person lieber das Geld gibt bevor er schlimmstenfalls noch verletzt wird. Auch hierzu bedarf es Mut, all das Geld heraus zu geben das man eigentlich, wie in seinem Fall, zur Bezahlung seines Studiums braucht und zudem die Angst haben, dass der Taxiunternehmer einen eventuell entlässt. Als nächstes fragen wir, wen er denn als „eine mutige Person ansieht“. Daraufhin meinte er, dass zum Beispiel Martin Luther King oder Nelson Mandela mutige Personen sind. Dies liegt an deren Art der Politik, die diese beiden Menschen anwendeten. Als wir dann schon bei dem Punkt der Politik und Mut ankommen fragen wir ihn, ob ihm momentan jemand einfallen würde der mutig im Bezug auf Politik ist. Sein erster Gedanke war Angela Merkel, die sich gerade um die Flüchtlingsproblematik kümmert. Für so ein großes Thema braucht man aber auch Mut, denn zu dieser Zeit hat sich jeder seine eigene Meinung zu den Flüchtlingen gemacht, ob gut oder schlecht, und vertritt diese auch. Aber dann mutig zu sein und zu sagen „ich finde wir machen das so“ und nicht davon abzuweichen und dazu mit vollem Herzblut zu stehen verdient Anerkennung. Lutz H. ist sehr gepflegter und moderner Mann. Dies lässt sich in seinem Aussehen wider spiegeln. Außerdem kommt er sehr sympathisch und offen über, da er in unserem Interview die Hände immer vor sich liegen hat und sie, um vereinzelte Dinge, zu verdeutlichen benutzt. Jedoch verhält er sich nicht nervös. Er setzte sich vor uns hin und war von Anfang an sehr interessiert an unseren Fragen und machte einen sehr offenen ersten Eindruck. Dieser verstärkte sich in unserem Interview nur noch stärker. Herr H. kooperierte durch das gesamte Gespräch und war sehr höflich und entspannt. Man kann sagen das er eine sehr entspannte und fröhliche Ausstrahlung besitzt, welche einen selber aufmuntert und hilft das Interview so gut wie möglich zu führen. In seinen Augen kann man sehen, dass er viel durchgemacht hat aber nie die Lust am Leben verloren hat. Eine Äußerung die unser Thema sehr gut auffasst ist seine Antwort auf die Frage „Kann es ein Leben ohne Mut geben?“. Er antwortete darauf „Manche Menschen haben mehr Mut und manche weniger, doch ein Leben ohne Mut könnte es nicht geben. In so vielen Situationen braucht man Mut. Sein Leben lang. Natürlich kommt es hierbei auf die Persönlichkeit drauf an.“