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Montag in Frankfurt

Marwa Bentamer


Meine Mutter und ich gingen in die Innenstadt nach Frankfurt. Das Wetter war sehr düster, es hat ununterbrochen geregnet und gedonnert. “Da müssen wir leider durch“, flüsterte mir meine Mutter ins Ohr als wir in der Bahn saßen. Dieser Tag war ein besonderer Tag für meine Familie und mich. Denn heute wollten wir uns endlich unsere neue Küche kaufen. Ein Jahr lang haben wir auf diesen Tag gewartet. Mein Bruder und ich haben solange dafür gearbeitet. Schulausflüge sowie Taschengeld waren für uns gestrichen. Am Ende hat es sich gelohnt. Ich war sehr glücklich an dem Tag. Zwei Stunden mussten wir in die Innenstadt fahren. Am meisten habe ich mich für meine Mama gefreut. Sie war nämlich Hausfrau. Im Endeffekt haben wir es ja nur für sie getan. Sie hatte sehr viel für uns aufgegeben. Mein Vater war Soldat und er war im Krieg gestorben. Meine Mutter ist trotz allem für uns stark geblieben. Sie war sehr traurig auch wenn sie es nicht gerne zeigte. Eines Tages kam ich von der Schule nach Hause. Sie war im Wohnzimmer und hat ununterbrochen geweint und dabei an meines Vaters alter Wäsche gerochen. Ich wollte nicht, dass sie sieht, dass ich sie beim Weinen gesehen habe und so ging ich ganz leise wieder hinaus und klopfte so als hätte ich meine Schlüssel vergessen. Sie machte die Tür langsam auf und lächelte ganz normal. “Hallo Schatz. Wie war die Schule heute?“, fragte sie mich mit einem Lächeln im Gesicht. Seitdem ist mir ihr Wohlsein sehr wichtig geworden. Kommen wir zum Wesentlichen zurück. Meine Mutter hatte eine genaue Vorstellung wie unsere Küche aussehen sollte, besonders wichtig war ihr ein Herd mit Strom. Davor musste sie nämlich immer Holz spalten; kann man sich das vorstellen? Eine zerbrechliche Hausfrau spaltet eine Stunde lang Holz bevor sie überhaupt anfängt zu kochen. Eine Gewürzekammer wollte sie auch in der Küche haben. Sie musste nicht groß sein, es konnte auch ein kleiner Schrank sein aber sie wollte es unbedingt. Einen sehr großen Ofen wollte sie auch, sie liebte es nämlich zu backen. 

 

Sonst war ihr eigentlich nur noch wichtig, dass unsere Küche aus Holz besteht. Sie meinte, dass es besser wäre. Die Küche wäre zwar teurer aber sie würde lange halten. So gingen meine Mutter und ich die neue Küche kaufen. Als wir im Laden waren, wusste der Ladenbesitzer schon, warum wir kamen, weil wir schon so oft da waren. Meine Mutter bezahlte nämlich die Summe von 3.000 Euro in monatlichen Raten. An diesem Tag hat meine Mutter den Vertrag unterzeichnet. Zwei Wochen später wurde unsere Küche schon eingebaut. Ich war sehr aufgeregt. Ich war an dem Tag in der Schule. Als ich nach Hause kam wahr alles schon aufgebaut. Meine Mutter war sehr glücklich und sie machte uns Lasagne. Normalerweise machte sie nur Lasagne, wenn etwas Besonderes ansteht, z.B. Weinnachten. Genug Geld hatten wir auch nicht, aber meine Mama machte eine Ausnahme. Liebes Tagebuch, jetzt ist es schon 13 Jahre nach meinen letzten Tagebucheintrag. Die Holzküche steht immer noch am selben Ort. Mein älterer Bruder Henry ist mittlerweile ausgezogen. Und so habe ich sein Zimmer bekommen. Ich und meine Mutter wohnen zusammen. Wir haben alles renoviert außer der Küche. Sie erinnert uns an die Zeit als wir in Armmut lebten. Ich hatte früher alles wertgeschätzt: wenn wir Nachschlag beim Essen bekamen, wenn ich mit dem Fahrrad zur Schule fahren konnte und nicht zu Fuß gehen musste, wenn ich genug warme Kleidung für den Winter hatte. Und so bin ich immer noch sehr dankbar für alles. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so erzogen wurde. Ich hätte mir keine bessere Kindheit vorstellen können. Heute bin ich Facharzt in der Frankfurter Klinik und verdiene sehr gut. Trotzdem wollte ich um jeden Preis nicht umziehen. Immer noch bin ich ein sehr dankbarer Mensch.

 

Mit dieser Geschichte wollte ich zeigen, dass man für alles dankbar sein sollte denn in der Zukunft kriegt man alles zurück.