· 

Die Lebensfreude des Sommers

Cécilia Rode

Die glücklichen Gewinner des Schreibwettbewerbs „Leben in der Quarantäne“. 

Jede*r Gewinner*in erhält einen Buchgutschein über 40 Euro.


Covid-19, das Corona Virus, die zweite Pest egal wie man ihn nennt er ist und wird immer bleiben, der Grund für meinen ruinierten Sommer 2020. Es ist der erste warme Tag im Jahr und ich liege auf einer Decke draußen im Gras. Die Sonne kitzelt meine Nasenspitze während ich mit meiner Sonnenbrille auf der Nase in meinem Buch versunken bin. Die Vögel zwitschern, immer mal wieder höre ich das sanfte brummen der Hummeln und alles scheint perfekt.

 

Heraus gerissen aus dieser Trance der Perfektion werde ich von einem Husten, welcher scheinbar von meinem Nachbar stammt. Sofort meldet sich mein von über Vorsichtigkeit geprägter Verstand zurück. Ich greife mir mein Buch und eile durch die Terrassentür ins sichere Haus. Es war nur ein Husten, aber einer der so viel Bedeutung haben könnte. Er ist verantwortlich für die zehntausenden Toten und Millionen Erkrankte. Und das sind nur die offiziellen Fälle. Unter keinen Umständen kann ich riskieren mich anzustecken und damit als Träger meine Familie erkranken zu lassen. Ich könnte es mir niemals verzeihen, der Grund für so viel Leid oder sogar den Tod eines mir Nahestehenden zu sein. Bei diesem Gedanken wird mir trotz der sommerlichen Temperaturen ganz kalt, mich über kommt ein Schüttelfrost, welcher mich auf das Sofa fallen lässt. Ich schaue an die Decke. Durch die Sonnenbrille, welche immer noch auf meiner Nase sitzt, ist alles in ein warmes orangenes Licht getaucht. Ich schließe meine Augen und erinnere mich zurück an den Sommer von vor einem Jahr. In Gold getauchte Bilder von mir und meinen Freunden am Eis essen blitzen auf. Ich und meine Familie auf endlos langen Radtouren ins nichts, um schließlich an einer verlassenden Bank zu picknicken. Meine Schwester am Insekten Fangen während ich versuche mit meiner Kamera Fotos von ihnen zu schießen. Ich höre das ausgelassene Lachen meiner besten Freunde bei einer ausgiebigen Wasserschlacht und das leise Gemurmel bei der anschließenden Übernachtung im Baumhaus. Der Weg zur schule morgens, wenn man durch das gute Wetter ganz ohne Jacke und nur mit Kleid den engen Waldweg herunterfährt. Ich spüre die milde Luft, sie wirbelt meine Haare auf und lässt sie hinter mir her wehen. Das Gefühl von Freiheit überkommt mich. Und ich wünsche mir nichts mehr als diese von Harmonie, Freude und Ruhe geprägte Welt Wirklichkeit zu machen. Ich seufze auf und öffne meine Augen. Alles nur Traum, denn was bleibt einen anderes in der Quarantäne als zu Träumen? Die Vorstellung von den kleinen zunächst nicht bedeutsamen Dingen, die einem nun so viel wert sind. Die Momente gegen welche ich zu diesen Zeiten so viel eintauschen würde. Doch nein, sie werden dieses Jahr nur in meinen Gedanken seien, die Lebensfreude des Sommers…

 

Doch stark seien muss ich. Ich greife mir mein Handy öffne eine neue Notiz und beginne zu tippen „Mein Sommer 2021 – Der Sommer, indem alles besser ist“.