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Ein letzter Tag miteinander

Jenny C. 

Die glücklichen Gewinner des Schreibwettbewerbs „Leben in der Quarantäne“. 

Jede*r Gewinner*in erhält einen Buchgutschein über 40 Euro.


Es war der 24.08.2020 das kleine Mädchen mit den dunkelbraunen Haaren stand sowie üblich genau um 7:42 Uhr auf und wollte auch wieder ins Bett steigen, denn sie schaute einmal aus den staubigen Fensterscheiben und sie verspürte diese Gänsehaut in ihren schmalen Armen wie jedes Mal, besser gesagt es war eine Art Enttäuschung für sie . Du willst wissen, was sie gesehen hat? Keine Sorge nichts Ungewöhnliches. Es war bloß der 79te Tag, wo sie wieder diese menschenleere Gegend sah beziehungsweise war es nicht nur diese „Gegend“, sondern harmloser gesagt: „Die ganze Welt“. Sie war wunderschön: Zwar war an ihr nicht wirklich etwas Besonderes anzumerken, doch jeder schätzte ihre Weisheit, die aber seit kurzem nachließ, denn schon seit Wochen hatte sie schon keine richtige Mahlzeit mehr gehabt. Geschätzt fing alles vor 86 Tagen und es sind auch 86 Tage, wo sie sich nicht mal ein Fuß raus traute, weil sie Angst hatte.Ihr Bruder, das einzige Familienmitglied, das noch mit ihr zusammenwohnte, arbeitete in einem Geheimlabor ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Ja genau, er ist ein Wissenschaftler und zwar ein verdammt guter noch dazu. In der Familie war er das Wunschkind wirklich alles kriegte er hin, weshalb er auch alles bekam und erreichte, was er wollte. Doch es gab ein Punkt, wo die Schwester viel besser dran war als er, sie war nicht selbstverliebt und konnte Dinge besser einsehen als er. Denn wenn er anfängt Probleme zu bereiten dann sind es zu 100 Prozent ganz große, zwar ist es nicht so ganz häufig, aber man würde sagen lieber mehrere kleine Probleme, als wenige aber große, die man nicht lösen kann. Schon seit einigen Jahren prahlte er von jedem, dass er geheim für die Regierung arbeitete und nur die Besten der Besten ausgewählt werden, somit er auch andeutet, dass er der „Beste“ wäre. Bestimmt hat er genügend Leute damit verärgert, dass sie schon eine Armee zusammenstellen können, um ihn anzugreifen oder umzubringen. Jedenfalls in diesem Labor entstand vor 86 Tagen ein tödlicher Virus namens Q6037, das heißt wohl, dass der selbstverliebte Bruder wohl bestimmt was damit zu tun hat, das war dem Mädchen klar, doch egal was sie sagte oder fragte. Keine einzige Antwort hatte sie bis jetzt bekommen und man merkte auch in ihren feindseligen Blick, dass es ihr egal geworden ist. „Hauptsache er bringt mir was zu essen und verlässt mich nicht auch noch wie meine kaltherzige Mutter“, dachte sie sich nur.Sie ging einen Tag später nachdem sie erfuhr, dass ein Virus ausbrach und „ihr“ Leben auf ́s Spiel gesetzt werden könnte. Nicht das ihr schon sowieso Zeit fehlte für ihre Pläne, denn durch dieses Geschehnis weinte sie tagelang geschwächt rum und blieb auch nur in ihrem Zimmer. Nach einiger Zeit erkannte sie jedoch, dass es unnötig war und sammelte bis jetzt Kraft, um herauszufinden, wie tief ihr Bruder in dieser Sache steckte. Natürlich ist die beste Quelle, die sie haben könnte genau einige Meter von ihr entfernt im Nachbarzimmer, jedoch wusste sie, dass man aus ihm nicht herauskitzeln kann, weshalb sie sich auch beschloss zu warten bis er mal das Haus verlässt.


So könnte sie sich einmal mit den geheimen Unterlagen vergnügen und höchstwahrscheinlich auch noch Entdeckungen machen. Das hieß aber auch, dass sie sich hinlegen musste und langsam schlafen musste, um morgen perfekt ausgeschlafen zu sein für ihre Mission. Doch als nur einen kleinen Augenblick fehlte bis sie einschlief, hörte sie etwas. Es war nicht vielleicht eine Jacke, die runterfiel, weil man sie nicht richtig aufgehangen hat, sondern eine Art rumkramen, ja genau ein Rumkramen im Werkzeugkasten beispielsweise. Es war ganz nah an ihr das konnte sie innerlich spüren, denn man muss wissen die Intuition dieses kleinen Mädchens ist bemerkenswert. Theoretisch könnte sogar der Waschbär sein, der hier immer wieder aufkreuzt, um nach Essen zu suchen, aber es wäre doch viel zu logisch nicht? Deshalb hieß es wohl die Zähne zusammenbeißen und rausgehen! Langsam und taktvoll ging sie langsam zur Tür: tik, tak, tik, tak So wie ein Uhrticken im Sekundentakt. Selbst von Kilometer weite könnte man dieses starke Zittern dieses Mädchens sehen können, so stark war es. Natürlich fragt man sich auch: „Ist heute meine letzte Nacht“? Und schon geschah auch das nächste, was sie vielleicht in Gefahr schweben lassen könnte: Sie schlug die Tür mit so einer Wucht auf, was sich gar nicht für so ein dünnes Mädchen gehörte und in diesem Augenblick seht ihr die Tollpatschigkeit, die manchmal einen überrumpelt in falschen Zeitpunkten. Erstmal keine Sorge, denn nun schwebte sie nicht in Gefahr, das wurde ihr sehr schnell bewusst, als sie diese Person sah genau vor ihren Füßen. Es war ihr Bruder, der irgendetwas baute im Flur sah wohl aus wie Ring nur in Großformat ungefähr 1000fach höher und breiter. Sie hatte sowohl das Bedürfnis ihn umarmen zu wollen, aber auch ihn zu schlagen, doch bevor sie überhaupt loslaufen konnte, rief er auch schon los: „STOP Rosie, bleib wo u bist gefälligst, du bist hier nicht sicher“! Ein wirklich unpassender Name oder? Und auch erst nach dieser Ansage sah sie an seinem Handgelenk eine Spritze höchstens 10 Centimetern, die in seinen Adern feststeckte. Dies war wohl genau der Moment, um in Panik auszubrechen. All seine Klamotten waren voller bläulicher Flüssigkeit, auch in ihm. Das sagte jedenfalls ihre Intuition zu ihr. Mit großer Unsicherheit traute sich nun Rosie zu fragen was es sei. Lange herrschte eine klagende Stille und endlich antwortete er auf diese einfache, jedoch auch komplizierte Frage: „ Es ist ein Gift, niemand wollte mehr das Versuchskaninchen spielen und das Virus in sich zu tragen mit dem Gewissen, dass man wohlmöglich umkommen könnte. Selbst Tiere sind weggehoppelt, als wüssten sie, was vorginge hier. Ich hatte keine andere Wahl, wenn ich innerhalb von 2 Tagen es nicht schaffe den Virus zu bekämpfen, nehme ich nicht das Gegenmittel. Was wäre ich sonst für ein Versager“? Als sie das hier hörte, ließ sie sich nur auf den Boden fallen und machte ihre Augen zu, denn mit ein wenig Glück könnte es nur ein böser Traum sein, dachte sich Rosie. Ohne ein Kommentar von ihr, erzählte er auch schon weiter: „Nun du weißt ja, dass ich manchmal ein wenig stur bin und nun ja das älteste Mitglied unseres Labors hat es mir nicht ganz gegönnt, deshalb wollte ich ihm meine Fähigkeiten unter Beweis stellen“. „Sag bitte nicht, dass du wirklich der jenige bist, der hier alles verursacht hat bitte“, unterbrach sie ihn. „Es tut mir leid Schwesterherz, ein wahrer Mann steht zu seinen Taten und läuft nict von der Wahrheit weg, deshalb muss ich jetzt wieder alles hinrichten und baue eine Zeitmaschine, um in die Zukunft zu springen“.


Rosie ́s Augen fingen an zu quollen und er wollte sie so gerne einmal in die Arme nehmen, doch noch seine eigene Schwester zu infizieren, diese Gefahr musste er umgehend vermeiden, somit ging er noch zwei Schritte nach hinten. Man sah wie sie schluchzte, aber bei jedem kleinen Geräusch versuchte sie es stoppen, weinen war nichts für sie in ihren 15 Lebensjahren hat sie nur dreimal geweint: Das erste Mal war als niemand sie respektierte in der Schule und 4 Jahre lang das blöde Mobbingopfer spielen musste. Beim zweiten Mal als ihre Mutter sie verließ und heute war das dritte Mal… Man sah ihr an, dass sie hasste zu weinen, es war einfach nicht ihre Liga, für sie war das Weinen eine Art Schwachstelle in ihrem Leben, den sie nicht durchgehen lassen kann. Alle beide fingen dann aber zu lachen aus unerklärlichen Gründen und beiden war wohl nicht bewusst, dass seine bald schon sein letzter Tag wird. Nur in wenigen Tagen könnten schon die ersten Symptome auftreten bei ihm. Am nächsten Morgen war auch schon das Zeitportal fertig, denn er arbeitete die ganze Nacht durch, um keine einzige Sekunde zu verlieren. Er sah seine Schwester auf dem Boden liegen, die wohl einschlief während der Arbeit und er schlich sich leise an ihr vorbei, damit er das letzte Mal zu dem Grab seines verstorbenen Vater ́s zu besuchen. Ihm war klar, dass es eine 67 prozentige Chance gab, dass er sterben würde, wer auf dieser Welt ist auch so verrückt mit der Zeit rücksichtlos zu spielen? Inzwischen baute Rosie schon weiter am Portal mit der Versuchsanleitung, die ihr Bruder neben den Werkzeugen packte, da er sich sicher war, dass sie alles dafür tun würde für sein Leben. Nach knapp 6 Stunden kam er zurück: voll betrunken und kaputt! Dieser Augenblick machte Rosie so sauer, erstmal baut sie an dieses Ding stundenlang für ihren Bruder, der es lebensnotwendig brauchte und nun kam er in so einer Lage zurück, ohne einmal nachzudenken, wie es nur seiner Schwester gehen konnte. Sie war sich sicher, er hatte höchstens noch 4 Stunden Zeit, deshalb stellte sie eine Uhr ein. Nun musste sie sich schnell was ausdenken, was sollte sie nur tun? Jetzt erinnerte sie sich, was mal ihre Mutter ihr beibrachte als sie klein war, um Leute auszunüchtern falls nötig. Sie brauchte nur warmes Wasser und etwas Honig. Doch wo war der Honig? Honig, Honig, Honig…. Ja, endlich fand sie ihn, er war ganz hinten im obersten Regal. Sie holte einen Stuhl und kletterte vorsichtig auf ihn rauf und nahm den letzten Schluck Honig. Als wieder unten war mit dem Honig in der Hand, köchelte auch schon das Wasser. Sie verrührte alles zusammen und brachte es schnell zu ihrem betrunkenen Bruder. Wenn dies nicht klappen würde, wäre die ganze Mühe umsonst und nicht nur das, die Welt wäre am Ende. Wer würde sich dann um sie kümmern? Mit Vorsicht half sie ihm hoch und gab ihn das Getränk. Keine Ahnung, ob er es überhaupt runterschluckte, aber was hätte sie denn noch für eine Möglichkeit? Sie sah nur einmal auf die Uhr und es stand 3 Stunden und 17 Minuten übrig. Auf einmal fühlte sie diese Leere in sich, als wäre schon alles zu ende. Sie ließ sich nur auf einen Stuhl langsam fallen und musste nachdenken. Doch sie konnte sich nicht konzertieren immer und immer wieder keuchte jemand in diesem Haus, aber erst Minuten später realisierte sie, dass es ihr Bruder sei. Ohne weiteres lief sie auch schon los. Aber als sie das Zimmer ihres Bruders betrat, war es schon zu spät, obwohl er noch Zeit hätte, was ging vor sich, war das größte Mysterium. Rosie sah ihren Bruder friedlich in seinem Bett liegen, ging langsam zu ihn hin und saß sich neben ihn hin, nahm seinen Arm und checkte seinen Puls.


Es war kein Puls mehr vorhanden… Was denkst du könnte die Ursache sein? Ende.
– Jenny C.