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MENSCHEN IM PARK

Die Fantastischen Teens des Young Writers Club gehen auf Exkursion. Zweiter Teil: Ausflug in den Park. Nach der Begegnung mit den Fabelwesen der Sesamstraße im Museum für Kunst und Gewerbe treffen wir heute auf Alltagsmenschen in Planten un Blomen. Welche Geschichten lassen sich finden durch stille Beobachtung eines oder einer Unbekannten? Was kommt dabei raus, wenn man genau hinsieht und die Phantasie mitspielen darf?

Eine knappe Stunde Recherche und ein halbe Stunde Zeit zum Schreiben - hier sind ein paar Resultate: 


Der Park. Der einzige Ort, an dem meine Gedanken nicht immer wieder zu meinem Mann wanderten. Er war vor drei Jahren gestorben, einfach eingeschlafen. Dabei war er gerade Mal 57 gewesen. Alles erinnerte mich an ihn, das Haus, die Katze, sogar wenn ich ein blaues Hemd im Laden sah. Nur in Park konnte ich meine Gedanken abschalten. Mein Buch in der Hand, saß ich auf der Bank, auf der ich immer saß. „Mord auf dem See“ Erst nach dem Tod meines Mannes hatte ich damit begonnen Krimis zu lesen. Eigentlich war das dumm, denn bei jedem Tod einer Person musste ich an ihn denken. Dennoch schlug ich das Buch auf und las. Vielleicht war es das Plätschern des Flusses, dass mich beruhigte, vielleicht auch das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln. Jedenfalls beruhigte mich der Park. Das einzige was nervte, waren die Menschen. Sie redeten nicht nur durchgehend, sie waren auch alle glücklich. So glücklich wie ich vor vier Jahren noch gewesen war. Und nie wieder sein würde. Am schlimmsten waren die kleinen Kinder, die dachten der Park wäre zum Fußball spielen gedacht. Und die Jugendlichen, die laut schlechte Musik hörten. Ich blendete alles um mich herum aus und versuchte mich auf mein Buch zu konzentrieren. Von außen mochte ich ruhig wirken, doch innerlich brannte ich vor Wut und Eifersucht. Ich hörte einen Rascheln. Der Kopf eines Mädchens lugte aus dem Gebüsch raus und schaute mich unverhohlen neugierig an. Sie hielt ein Handy in der Hand und tippte neben dem Schauen darauf. Ich blickte nicht auf. Es interessiert mich nicht. Oder doch? Irgendwann verschwand sie wieder, aber ich fühlte mich weiterhin beobachtet. Ich blickte auf. Hier war niemand, außer dem Pärchen neben mir auf der Bank, das redete und lachte. So wie ich es nie wieder machen würde. Ich fuhr mir durch die blonden, schon leicht ergrauten Haare und klappte mein Buch zu. Hier konnte ich nicht bleiben, bei den Blicken von Menschen die nicht da waren, welche ich aber trotzdem spürte. Ich stand auf, nahm meine rote Jacke von der Bank und trank den letzten Schluck meines Kaffees. Dann ging ich. 

Elin, 12 Jahre

Als ich aufwachte war ich von Gras umgeben. Ich wusste nicht wann und wo ich eingeschlafen war, doch ich war mir sicher, dass es nicht hier gewesen ist. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte zog eine Gruppe Jugendlicher meine Aufmerksamkeit auf sich. "Schau mal, ein Hase!" Riefen sie. Ich drehte mich zum besagtem Hasen um, doch da war nichts. Merkwürdig. Ich blickte wieder zu der Gruppe, die mittlerweile ihre Handys gezückt hatten und anscheinend mich fotografierten.

Verwirrt sah ich an mir herab und stellte fest, dass ich tatsächlich ein Hase war. Dabei war ich mir sicher, eben noch ein Mensch gewesen zu sein. Ja genau: Ich saß als Mensch auf einer Bank und schlief ein. Das heißt das Ganze hier ist nur ein Traum und ich bin kein Hase. Oder bin ich doch ein Hase und hab nur geträumt ein Mensch gewesen zu sein? Ich blickte mich um als würde meine Umgebung eine Antwort auf diese Fragen geben. 

Doch wenn ich ein Hase wäre, würde ich mich wohl kaum fragen, ob ich in Wirklichkeit ein Mensch bin, oder? Aber wenn ich ein Mensch wäre, wäre mir doch nicht so bewusst, dass es ein Traum ist. 

Jedoch hatte ich jedes Wort verstanden, das die Menschen gesagt hatten. Ein Hase hätte das nicht getan oder? Trotzdem fühlt sich dieser Traum so realistisch an, dass es kaum etwas anderes als die Realität sein kann. Von den Geräuschen über die Gerüche fühlt sich alles echt an; das wäre im Traum doch nicht so, oder? 

Was nun war ich ein Hase oder ein Mensch? Oder beides? Oder keines? Vielleicht war ich ein ganz anderes Wesen, das träumte es wäre ein Hase, der geträumt hatte er wäre ein Mensch. In meiner Verzweiflung hoppelte ich davon auf der Suche nach einem Platz an dem ich sicher schlafen konnte und nach dem Aufwachen würde sich schon herausstellen was ich war.

Als ich aufwachte, war ich von Wasser umgeben. Ich wusste nicht wann und wo ich eingeschlafen war doch ich war mir sicher, dass es nicht hier gewesen ist.

Und so wiederholt sich die Geschichte.

Naomi, 13 Jahre

Er war barfuß. In einem Park. In einem öffentlichen Park. Seine leicht gewellten, fast schulterlangen Haare fielen ihm durch den Wind ständig ins Gesicht, also strich er sich immer wieder durch das Haar. Er hatte lockere, entspannte Kleidung an und seine Handgelenke waren mit vielen verschiedenen bunten Armbändern geschmückt. Er fühlte sich wohl. Ob dies dem kontinuierlichen Plätschern des kleinen Wasserfalls vor uns oder meiner Anwesenheit geschuldet war, konnte ich nicht genau sagen. Aber musste ich das wirklich wissen? Er war hier, bei mir und er fühlte sich wohl. Ich währenddessen, strich mir zwar auch durch die dunklen Locken, aber eher aus Nervosität und nicht wegen dem Wind. Ich war sogar so nervös, dass ich nicht mal zuhören konnte was er sagte. Alles was ich hörte, war das leise Klingeln der Ohrringe an meinem Ohr.

Charly, 21 Jahre

„Los Los, bewegt euch mal ihr Fellknäuel!“, sagte ich zu meinen Möpsen oder französischen Bulldoggen oder was sie auch waren. Genau wusste ich es nicht, denn ich hatte sie erst am 23. bekommen. Wisst ihr, jeden Herbst hole ich mir ein neues Tier. Naja, erst seit diesem Herbst habe ich diese Regelung eingeführt. Diesmal sogar zwei auf einmal… also ich habe ihnen noch keinen Namen gegeben, aber als ich einen holen wollte, da hat der andere so geschaut und gesagt: „Komm schon! Hol mich auch! Alte Frau, auch wenn du ein wenig komisch ausschaust.“ Da war ich empört, denn was hatte mir ein kleines hundeförmiges Lebewesen zu sagen? Jedenfalls sagte ich: „ Nana! Wen nennst du hier komisch? Hat dir deine Mutti nichts beigebracht?“ „Nein, ich habe keine Mutter. Gestorben oder verlassen, weiß ich selbst nicht.“ „Oh, du Armer…“ „Spaaaß!“ „Du widerlicher kleiner…Mann?“ 

Ja und so endete es. 

Als ich jetzt durch den Park ging, sah ich zwei Mädchen an mir vorbeigehen. Ich sah sie aus dem Augenwinkel. Sie starrten mich an wie zwei betrunkene Gänse. Die eine hatte eine Brille und Pferdeschwanz. Die andere einen gelben Pulli und braune Haare. „Was glotzt ihr so?“, wollte ich sagen. Sie gingen einfach tuschelnd an mir vorbei. Mein Outfit konnte es nicht sein. Blaues Kopftuch, rote Weste, dunkelrote Hose, weiße Hausschlappen. Was ist daran komisch?

Sara, 11 Jahre

Ich frage mich wann ich zuhause bin. Ich sitze im Park und frage mich, wie ich nach Hause komme. Weder das Haus ohne Vater noch das Haus ohne Mutter ist eins. Ich hatte einst ein Zuhause, mit zwei Eltern doch ohne Liebe. Ich versuche mein Zuhause zu finden, doch ich finde es nicht. Es hätte vielleicht das Gebäude mit der roten Tür werden können, doch verstecken sich zu hässliche Menschen dahinter. Die Menschen in denen ich einst ein Zuhause fand sind fort, also wie komme ich nach Hause? Soll ich warten und warten bis die Zeit mich holt, mein Vertrauen aufs Spiel setzen um einen Moment, das Gefühl wieder zu haben jung zu sein mit zwei Eltern im Haus ohne Liebe? Ich habe kein Zuhause trotz Familie, Freunde und Liebe. Also wie komme ich nach Hause?

Habiba, 15 Jahre

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