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From the Cosmos to the Commons

von Rona M. Ghiuzeli. 


Der Hamburger Stadtpark ist für mich mehr als nur eine grüne Oase inmitten der Stadt. Er ist ein Ort voller Erinnerungen, voller Leben – ein Teil meiner eigenen Geschichte. Hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht, bin barfuß über Wiesen gelaufen, habe mit Freunden gespielt, geträumt und Trost gesucht. Jeder Baum, jeder Weg, jede Wiese erzählt mir von diesen Momenten und hat mich geprägt. Auch heute noch zieht es mich immer wieder hierher, weil ich mich hier zu Hause fühle.

 

Als ich von der Skulptur „From the Cosmos to the Commons“ hörte, wusste ich sofort: Dieses Projekt möchte ich mitgestalten. Ein Gesicht, geformt aus Erde, Rasen und wilden Blumen – so etwas hatte ich noch nie gesehen. Es klang geheimnisvoll, lebendig und voller Symbolkraft. Und ich hatte das große Glück, selbst bei der Entstehung mitzuhelfen.

 

Die Arbeit an der Skulptur war mehr als nur Handwerk. Es war ein Erlebnis. Ich erinnere mich an das kühle Gefühl der Erde in meinen Händen, den frischen Duft des Grases und das zarte Berühren der Wildblumen. Stück für Stück formten wir das Gesicht: die Augen aus grünem Rasen, die Nase und den Mund aus Erde, die Stirn mit bunten Blumen bedeckt. Dabei entstand nicht nur eine Skulptur, sondern ein lebendiges Wesen, das mit den Jahreszeiten wächst, blüht und vergeht.

 

Dieses Gesicht erinnert mich an die Rapanui, die beeindruckenden Steinfiguren der Osterinseln – alte Meisterwerke der Menschheit, voller Geschichte und Geheimnisse. Doch anders als diese starren Monumente ist „From the Cosmos to the Commons“ vergänglich und doch so kraftvoll. Es steht für die Verbindung zwischen Mensch und Natur, von Gemeinschaft und dem Universum.

 

Der Titel bringt es auf den Punkt: Vom Kosmos, dem weiten, unergründlichen Universum über uns, bis zu den Commons, dem gemeinsamen Boden, auf dem wir leben und den wir miteinander teilen. Die Skulptur zeigt diesen Weg – sie ist tief verwurzelt und gleichzeitig offen nach oben, ein Zeichen für unsere Verbundenheit mit der Erde und unser Eingebundensein ins große Ganze.

 

Ein besonderer Moment bleibt mir in Erinnerung: An einem regnerischen Tag stand ich vor der Skulptur und sah, wie der Regen die Konturen langsam verschwimmen ließ. Das Gesicht schien zu verblassen, aufgelöst zu werden. Ich fühlte eine Mischung aus Melancholie und Traurigkeit – würde all unsere Arbeit umsonst gewesen sein? Doch es zeigte sich die Kraft der Natur: Erste Blumen hielten stand, das Grün richtete sich neu auf. Dieses Erlebnis wurde für mich zu einem starken Symbol für den ewigen Kreislauf des Lebens – für Vergänglichkeit und Neubeginn, für Verlust und Hoffnung.

 

Als die Skulptur im NDR-heute-Journal gezeigt wurde, erfüllte mich das mit Stolz und Dankbarkeit. Es war Anerkennung für unsere gemeinsame Arbeit und die Botschaft, die „From the Cosmos to the Commons“ vermittelt: Wir sind alle Teil eines größeren Ganzen – verbunden mit der Erde, mit der Gemeinschaft und dem Universum.

 

Wenn ich durch den Stadtpark gehe und vor diesem lebendigen Gesicht stehe, empfinde ich tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich ein Teil dieses Kunstwerks sein darf, das meine Geschichte, den Ort und die Natur miteinander verbindet. Dieses Kunstwerk ist für mich ein lebendiges Gedicht, ein Meisterwerk der Menschheit und der Natur zugleich – ein Symbol für Schönheit im Wandel und die Verbundenheit aller Dinge.

 

Ich möchte mich abschließend bei der Hamburger Stadtkuratorin Joanna Warsza, der Künstlerin Sybille Peters, dem Künstler Felix Jung und der Schirmherrin des Young-Writers-Clubs Annette Pauw herzlich bedanken. Ohne ihre Unterstützung, ihr Vertrauen und die Möglichkeit, bei diesem besonderen Projekt mitwirken zu dürfen, wäre „From the Cosmos to the Commons“ nicht das lebendige Kunstwerk geworden, das es heute ist.

 

Ihre Vision und ihr Engagement für das Planetarium und die Hamburger Kulturszene, haben mir nicht nur künstlerisch viel bedeutet, sondern auch meine persönliche Verbindung zum Stadtpark und zur Welt neu gestärkt. Dafür bin ich sehr dankbar.

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